Schlaflos in Hamburg
Kurz vor Mitternacht werde ich wach. Durch den Spalt meines Vorhangs dringen gelbe Lichter. Nein, leider ist es nicht da UFO. Ich warte schon sehr lange, damit es mich abholt. Es ist die Rohrreinigung Sonntagnacht, die mich um den Schlaf gebracht hat. In der kleinen Straße wird lange rangiert, schweres Arbeitsgerät wird abgeladen. Während mein Teewasser kocht, kommen mir die fünf Toten von der Baustelle in der Hafencity in den Sinn. Die Unfallursache steht fest, es fehlte an der Absturzsicherung und ist vorher schon amtlich festgestellt worden. Es ist üblich, wenn die Bauzeit überzogen wird, dass die Baufirma drakonische Strafen zahlen muss. Die Stadt Hamburg sollte ihre Vergabemodalitäten einfach einmal überprüfen. Geiz ist nicht geil. Es kostet die Gesundheit und hin und wieder auch Leben. Es gibt so viel Arbeitssuchende und zu viel Arbeit. Beides geht nicht zusammen. In meinem Umfeld gibt es viele, die mehr arbeiten, als ihnen gut tut. Es fehlt an Fachkräften. Ältere Fachkräfte werden nicht eingestellt, weil sie zu viel kosten. So sieht Wertschätzung zum größten Teil in unserem Lande aus. Überall wird eingespart, um Verständnis geworben. Überall, nur nicht in der Sparte der Politiker. Bürger, die dieses laut äußern, haben Kompetenz und Ahnung. Sie haben mittlerweile auch keinen Schaum mehr vor dem Mund und leben mit dem Wissen, dass man Angst vor ihnen hat,. Sie geraten dann leicht in eine Schublade. Ein Kabarettist hat einmal gesagt:“Ich bin nicht rechts, ich bin nicht links; ich bin vollständig.“Meine Gedanken kommen weiter ins Trudeln und ich bin dankbar für meinen schwarzen Humor. Seit dem Maulkorberlass, ist es eine rechte Not, wahr zu sprechen. Bürger, die den Regierenden nicht nach dem Mund reden, werden verfolgt; ärger, als Kriminelle. Es läuft etwas falsch in unserem Land. Nun sollen sogar die Strafen für sexuellen Missbrauch an Kindern gesenkt werden. So frage ich mich, wer diesen Kinderhassern Einhalt gebietet. Es ist das einzige Verbrechen wo ich für „Schwanz ab“ plädiere; ganz konsequent und ohne Rücksicht auf den Spruch:“Ich hatte eine schwere Kindheit…“ Meinungsfreiheit gewährt uns die Verfassung. Eine Gesetzesänderung diesbezüglich habe ich noch nicht vernommen. Freiheit verbietet zu verbieten! Es ist gleich ein Uhr und ich bin bei meiner dritten Tasse Tee. Die gelben Lichter blinken immer noch vor dem Fenster. Just kommen mir zwei Anti Geschichtsbücher von Bernt Engelmann in den Sinn. Schmunzelnd erinnere ich mich, wie ich sie in einer Linken Buchhandlung in Hamburg gekauft habe in den 70er Jahren. „Ihr da oben, wir da unten“ und „Der Untertan“ lauteten die Titel. Oh, es gibt noch Rezensionen dafür im Netz. Hier ein kleiner Auszug: „Die unterschiedlichen Kriegsziele der Herrscherhäuser und die wechselnden Kriegskooperationen waren für das gemeine Volk meist unverständlich und nur von Bedeutung, als das es mit Leib und Gut bezahlen musste. Die deutschen Landesvertreter hatten wohl kaum einmal das Wohl des Volkes im Sinn, vielmehr dessen Disziplinierung. Engelmann beschreibt ausführlich die, die Jahrhunderte durchziehenden Unterdrückungspraktiken, wie die drakonischen Strafgesetze, die Folter, die rechtlose Stellung der Untertanen. Die oft ausgeübte hoheitliche Gewalt und nicht zuletzt di grausame Rache, welche die Herrscher immer dann nehmen, wenn das Volk sich gegen das despotische Regime zu erheben wagte. Ich lese sie noch einmal. So kann ich das Buch, welches ich gerade lese, beiseitelegen. Der Titel lautet:“ Mit Kant im Bett und das Aufwachen im Nichts.“ Bildung soll jetzt finanzierbar gemacht werden über die Vermögensabgabe. In der Straße wird immer noch gearbeitet, mittlerweile ist es fast drei Uhr. Der Bundeshaushalt unseres Landes wurde vom Bundesverfassungsgericht für verfassungswidrig erklärt. Ob es jetzt Neuwahlen gibt? Wird der Klimanotstand ausgerufen, der alle Gesetze außer Kraft setzt; wie geht es weiter? Die Ausgaben für die Kriege sind im Haushalt verdoppelt worden. Herr Klitschko widerspricht den Ukrainern ihren Wunsch nach Frieden. Herr Scholz als Bundeskanzler und Frau Baerbock als Außenministerin und die EU ebenso. Herr Erdogan fragt die Parlamentarier der EU, ob sie die Menschenrechte kennen würden, eine berechtigte Frage. Eine halbe Millionen Tote in der Ukraine. Als Rentnerin habe ich mir noch ein paar schöne Jahre gewünscht. Nun stehe ich wieder auf der Straße für den Frieden und habe Hoffnung. Bekanntlich stirbt diese zuletzt.

Die Stadtschreiberin

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