Warum ich ihnen schreibe? Ihre Entgleisung im Bundestag. Es sind ihnen diese Worte, Feigheit, realitätsferner Pazifist und Spinner gekommen, wie eine Kugel aus einem Gewehrlauf. Sie haben damit nicht nur mich in meiner Würde als Bürgerin dieses Landes verletzt. Die zivilisierte Welt steht am Abgrund und sie wollen mir erzählen, wer gegen Krieg und für Abrüstung ist, wäre gegen die Sicherheit. Das ist eine widerwärtige Unterstellung. Sie vermitteln, dass unsere Geschichte, Abmachungen und konstruktive Gespräche in Vergessenheit geraten sind. So erzähle ich ihnen die Geschichte von Lotte.
Ich habe gerade ihre Briefe in meinen Händen gehalten, die sie während des zweiten Weltkrieges an ihren Alfred geschrieben hat. Sie haben mich berührt. Diese Briefe sind voller Hoffnung, Liebe und der Sehnsucht nach Frieden und einer gemeinsamen Familie. Lotte hat aufgrund mangelnder Ernährungslage ihr Kind verloren; ihren Alfred auch. Sein U-Boot wurde versenkt. Den Verlust hat sie bis an ihr Lebensende nicht verwunden. Ihre Wut auf alle Kriege, hat sie mit ins Grab genommen. Krieg ist die Kapitulation der Menschlichkeit!
Keiner dieser Soldaten und Menschen wollten diesen Krieg, in dem sechzig Millionen ohne Sinn und Verstand gestorben sind. Keiner konnte etwas für den Größenwahn der damaligen Regierung.
In meiner Ausbildung im Krankenhaus in den siebziger Jahren habe ich noch viele verstümmelte Männer versorgt, mit ihren schwärenden und stinkenden Wunden, die der Krieg an ihren Körpern verursacht hat. Von ihnen hat sich keiner als Held gefühlt, weil er getötet hat. Ich erlebe es heute noch, wenn ich die Alten pflege; sehe morgens ihre verweinten Gesichter, für die sie sich schämen. Erschossene Kameraden, die plötzlich ohne Kopf neben ihnen gestanden haben, die Bilder von brennenden Straßen. In meinem Bekanntenkreis gibt es Soldaten, Väter, die in Afghanistan gewesen sind. Sie können trotz Therapie die Bilder nicht vergessen, wenn Kinder mit MP´s ihnen begegnet sind, die auf sie geschossen haben.
Soldaten auf jeglicher Seite eines Krieges wollen leben und nicht den Tod finden. Das Leben ist doch wichtiger, als alle Macht, die sich alte Männer wünschen. Waffen schaffen keine Frieden.
Um sie zur Umkehr zu bewegen rate ich ihnen, machen sie doch einmal drei Wochen Urlaub in Afghanistan. Dort soll es um diese Jahreszeit sehr schön sein. Nein, nicht im Hotel, im Schützengraben. Oder sie stehen vor meiner Tür, wenn die Bombe fällt und sie laufen mit mir gemeinsam ins Zentrum, anstatt sich auf weichen Kissen im Bunker zu verschanzen.
Tapfer ist für mich der Mensch, der die Gewalt verweigert, der aufsteht, Haltung bewahrt, statt mit einhundert Milliarden aggressives Potenzgebaren zu unterstützen.
Sie stehen für die Transformation. Es geht auch etwas kleiner. Im Krieg besiegt man den Feind nicht, aber die Angst in uns selbst. Hundert Milliarden gegen die Angst in den Köpfen von uns Menschen. Welch Chancen böten sich uns und unserem Land, evtl. der Welt; einer muss den Anfang machen, wenn wir uns diese Angst ehrlich anschauen?
Angst vor dem Russen habe ich nicht. Seine Raketen standen noch nie in meiner Heimat. Ein Wort, das klingt, wenn ich es laut ausspreche. Er klingt warm und liebevoll und erinnert mich, dass meine Wurzeln genau hier verankert sind, und Weglaufen für mich keine Option ist.
Haben sie sich schon einmal gefragt, wieviel Ahnen ihnen über ihre Schulter gucken, wenn sie in den Spiegel schauen, die sie geprägt haben? Reflektieren sie, oder ist ihr Spiegel blind?
Vielleicht wird ihre Haltung zu Krieg und Aufrüstung eine andere, wenn ihre eigenen Kinder an der Front stünden.
Es wäre eine Möglichkeit, sich in die Herzen und Ängste von Müttern und Familien zu versetzen, Familien, die zerstört werden, durch den Verlust von geliebten Menschen.
Setzen sie sich ein für den Frieden, zum Wohle des Deutschen Volkes. Oder hatten sie etwa während ihres Amtseides die Finger gekreuzt hinter ihrem Rücken?
Mein Verständnis für ihre Haltung ist aus, das gilt für ihre gesamte Partei, in welcher Position auch immer.Artikel 1: Die Würde des Menschen ist unantastbar.
Jeder verdient Schutz und nicht die Freigabe zum Abschuss durch gelebtes Gutmenschentum von ihnen und ihrer Partei, zum Wohle fremder Länder. Ein Sondervermögen stünde den Bürgern im Ahrtal gut zu Gesicht, ebenso den Flüchtlingen in Griechenland, die immer noch in Zelten leben, und die keiner haben möchte.
Und wählen sie die Worte bei ihrer nächsten Rede gut. Die nachfolgende Generation wird sie an ihren Worten und Taten messen, die sie für ihr Land geleistet haben.
Veränderungen müssen sein, damit unsere Welt eine bessere wird, Krieg gegen jeglichen Menschen und Nation gehören nicht dazu. Ich bitte sie, dass zu bedenken.
Ich danke Lotte und meinen Eltern, die mir trotz des Krieges, der in ihren Köpfen weiter getobt hat, den Wert von Frieden vermitteln konnten. Meinen jungen Lehrern während meiner Schulzeit danke ich, dass sie mich ermutigt haben, und denken und bedenken gelehrt haben.

Von Maren