Durchgebrannt
Ein Teil von mir ist Geschichtenerzählerin. Meine letzte ist von Zorn geprägt gewesen. Während meines letzten Ausfluge sin die Stadt, sind mir wieder unzählige Menschen begegnet, die noch nicht verstanden haben, dass eine kurzfristige Befriedigung von Wünschen unser Bewusstsein nicht davon abhält, Langeweile in uns zu verursachen. Von irgendwoher ertönte das Lied von Zager & Zager, in the year 2025; ein Lied mit traurigen Zukunftsvisionen für die Menschheit. In den Medien werde ich als Bürgerin beleidigt, zensiert und mir wird vieles verboten, u.a. ich soll jetzt schweigen lernen, ohne zu platzen. Schaffe ich das? So habe ich meiner plötzlichen Eingebung nachgegeben und bin zum Bahnhof gefahren, meinen Rucksack hatte ich bei mir. Ich habe plötzlich eine unglaubliche Sehnsucht nach meinem persönlichen Zufluchtsort gehabt. Es ist ein Wald in Schleswig-Holstein, in dem ich schon oft mehrere Nächte verbracht habe. Dort begegnest Du eher Tieren, als Menschen. Es gibt einen kleinen Waldsee. Das Wasser ist trinkbar. Alles was ich zum Leben brauche, finde ich dort. Natur ist für meine Seele Medizin. Die Nachrichten, die uns Menschen täglich ereilen, haben mich geschafft. Mein Herz und mein Verstand streiken. Es gibt keine schönen Nachrichten mehr, nur noch Angst, Hetze und Häme. Ich gebe zu, bei den seltsamen Entscheidungen und Gesetzesvorlagen unserer Regierung, möchte ich nicht irre werden. Ich brauche eine Auszeit. Ich schütze mich, damit ich wieder klar denken und reflektieren kann. Auch möchte ich meine Träume von einer schöneren Welt nicht verlieren. Ich habe mein eigenes Metaversum, in dem ich mit einigen Menschen ein wunderbares Miteinander leben kann. In unserem Land prallen so unendlich viele Parallelwelten aufeinander, jede mit ihren eigenen Problemen, die nicht zusammen passen und auch nicht durch neue Verbote gelöst werden können. Unsere Sprache wird verballhornt, z.B. Krieg ist glich Frieden und Atomkraft ist grün. Dem Schaffner im Zug wollte ich erklären, dass ich ein sechsjähriges Kind bin, das alleine zur Oma fahren darf und deshalb keine Fahrkarte benötige. Glaubt mir, er war nicht belustigt. Viele schweigen verunsichert, bevor sie etwas Falsches sagen; hören einfach nicht mehr hin, stellen keine Fragen mehr. Das sind die Menschen, die ich aushalten muss, gefühlt sind sie in der Überzahl. Nun bin ich wieder hier. Es hat doch einige Menschen gegeben, die sehr ungehalten gewesen sind, dass ich nicht Bescheid gesagt habe. Mir hat mein Kurztrip unendlich wohl getan. Ich bin innerlich geordnet zurück in die Stadt gekommen. Sollte ich in ein anderes Land, weiß ich jetzt, wohin . Milan Kundera hatte recht, als er schrieb:“Wenn das Herz spricht, ist es unhöflich, wenn die Vernunft widerspricht“. Ich bleibe authentisch und sorge ab sofort besser für mich.
M.