Nachhaltigkeit?
Gut gelaunt verlasse ich mein Haus. Ich unternehme heute etwas Schönes. Eine Aktion, die ich unserer Politik verdanke. Eine Koalition handelt lediglich mit dem kleinsten gemeinsamen Nenner, den sie finden können. Sie vergessen leider dabei uns Bürger, denn geplatzte Träume können auch weh tun. Davon schenken sie mir viele. Sie erzählen mir, dass es mir gut geht und ich in einem reichen Land lebe. Im Umkehrschluss bedeutet es für mich, dass ich dankbar sein soll, weil es etwas Schönes ist. Dankbarkeit ist kein Dauerlutscher. Am U- Bahnhof angekommen spricht mich ein fröhlicher junger Mann an. Er bittet um ein Gespräch über Nachhaltigkeit. In unserer Gesellschaft, die Bildung kostenfrei anbietet, aber bildungsferne Bürger hervorbringt, vergeht mir oft das Interesse an Gesprächen. Sollte ich ihm zurufen:“ Lauf Junge, nutze deine Chance! Ich bin gehbehindert!“Der junge Mensch von Greenpeace hat sicherlich ein offenes Herz und noch Unterstützungsbedarf. Freundlich erkläre ich ihm, warum meine Generation nicht seine Zielgruppe sein kann. Kleidung wurde weitergereicht, oder aus Altem etwas Neues genäht. Lebensmittel wurden nicht entsorgt, aus Resten wurde ein neues Menue gezaubert. Ich entstamme der Generation Fußgänger und wir haben öffentliche Verkehrsmittel genutzt, selten, denn es war zu teuer. Meine Eltern haben sich mit vier Kindern keinen Urlaub leisten können. Dem Greenpeacler konnte ich erklären, warum er die Gespräche mit Gleichaltrigen führen sollte. Sie sind es meist, die Kronkorken, Kippen, Essenreste und ihre Coffee To Go Becher im Umfeld hinterlassen. Jede große Party in der Stadt hinterlässt ihre Spuren, es sind nicht die meiner Generation. Glücklicherweise bin ich ein Mensch, der mit Humor gesegnet ist. Immer öfters mutiert er und wird schwarz, sehr schwarz. Auch kann ich über mich lachen, wenn ich meinen Fehleinschätzungen erliege. Ich bin in der Lage, aus meinen Fehlern zu lernen und das Erlernte in mein Leben zu integrieren. Im Supermarkt mache ich gerade eine Weltreise durch die Obst und Gemüseabteilung. Heimische Produkte? Fehlanzeige! Im Bio Markt ist es ähnlich. So bleibt nur noch der Gang zum Wochenmarkt. Zuhause angekommen kontrolliere ich meine mails. Nach einem Wochenende ohne Internet; es gab eine partielle Störung bei der Telecom, ist einiges aufgelaufen. Über das Stadtteilbüro erhalte ich eine Einladung zu einem Abend zum Thema „Armut“ , Veranstalter unsere Kirche. Diese Einladung ist verbunden mit der Bitte, diese Einladung an Interessierte weiterzuleiten. Noch stehe ich unter dem Eindruck der Tageszeitungen, die ich, ohne sie zu kaufen, an der Schlange an der Kasse gelesen habe. Erinnerlich sind mir noch die Meldungen unseres Finanzministers zur finanziell gestützten Rente für uns Bürger und seine Unterstützung in Höhe von 22 Milliarden für das Rentensystem der Ukraine; der Gesundheitsminister will uns Bürger mit einem Selbstbeitrag zur Krankenkasse beglücken. Es ist in Ordnung Anderen zu helfen, aber nicht permanent auf Kosten von uns Bürgern. Da keimt in mir der Gedanke auf, meine Nachbarn zu diesem Armutsbeitrag einzuladen. Wenn sie dann aufgebracht genug sind, ziehen sie dann vielleicht brandschanzend über die Reeperbahn. Da ist er wieder, mein schwarzer Humor. Ich werde diesem Vortrag nicht beiwohnen. Seit Monaten frage ich mich, wieviel Demokratie tragen die Hamburger noch in ihrem Herzen? Ach ja, in den Zeitungen habe ich gelesen, ein humorvolles Umgehen mit den gegebenen Situationen soll auch verboten werden. Lachen mit „Darfschein!“
M.