Keine Lust mehr auf Sandkastenspiele
von M. von D.
Ich engagiere mich für den Frieden. So bin ich heute einer Einladung gefolgt, denn in Hamburg gibt es einen Zusammenschluss von einzelnen Friedensaktivisten. Um mich bei ihnen einzureihen ist es mir wichtig, diese Menschen zu treffen, um zu hören, wie sie Frieden definieren. Ich lebe im hier und jetzt und habe schon die seltsamsten Dinge erlebt und bin vorsichtig geworden.
Zu Beginn des Treffens, sollten Unstimmigkeiten geklärt werden. Das finde ich grundsätzlich gut. Es erleichtert das Miteinander, falls eine Gruppe wachsen sollte. Auch ich hatte Fragen an diese Versammlung. Wie setzt sie sich zusammen? Es war von Ortsgruppen die Rede, von Vereinen, die sich gegründet haben und von einem Verein, mit dem Namen eines sehr alten Dichters, der über Götter, Bestien und schlaue Helden geschrieben hat und dessen Texte heute noch gesprochen wird. Dieser Verein, so wird mir berichtet, begleitet militärisch organisiert die Demonstrationen. Mir stellen sich unvermittelt meine Nackenhaare auf. Der Sprecher einer kleinen Gruppe hatte Fragen dazu und wurde dafür an den Pranger gestellt und mit Schmutz beworfen. Ein Vorwurf, er sei ein „Spalter“, hätte eine GbR und reagiere nicht schnell genug auf Messenger Nachrichten. Keine dieser Vorwürfe konnte belegt werden, eine Selbstständigkeit bedarf einer Form…Bei mir ist der Eindruck entstanden, dass es an einer Debattenkultur mangelt und eine Angst vor Telefonaten bestehen muss. Als der, ich nenne ihn einmal „Ankläger“ seinen eigens schriftlich niedergelegten Worten widersprochen hatte, entspann sich ein Tumult. Aus einem Teil der organisierten Friedensbefürworter, wurden innerhalb von Sekunden freie Radikale. Entsetzt habe ich mir die Frage gestellt:“Wie frei ist die Meinung in einer Gruppe, die sich als solidarisch bezeichnet?“Warum kann eine gestellte Frage nicht friedlich und höflich und sachlich beantwortet werden? Ich sympathisiere mit der kleinen Gruppe des Fragestellers, scheinen sie doch aus einem kleinen gallischen Dorf zu kommen. Denn auch bei mir kommen Fragen auf. Ich stelle sie nicht, Frieden lässt sich nur durch friedfertiges Verhalten gewinnen. Geschrei ist dann fehl am Platz und wer laut wird, hat Unrecht.
Mein Fazit: Es geht hier heute nicht um Frieden, Miteinander oder Menschen. Eine meiner Thesen bestätigt sich: Menschen werden durch das Leben im System unbewusst geprägt. Wären sie reflektierter, würde ein Teil der Menschen hier im Cafe bewusster, als Politiker und Mainstream Presse handeln .Es wurde ein Blitzableiter gesucht an dem die Vorwürfe abgeprallt sind, wie das Wasser an einem Erpel. Als ich im Gehen bin, entschuldigt sich der Moderator bei mir. Er hatte keine Chance. Ich bedanke mich nicht für die Einladung, denn ich bin einfach nur traurig. Einer der aggressiven Wortführer bittet mich um meine Kontaktdaten. Der Grund: er möchte diese Veranstaltung wiederholen und mir eine Einladung schicken. Was hatte der in seinem Kaffee, dass er meint, dass ich nach der Erfahrung von heute dieser Einladung folgen würde? Mein Entsetzen gewinnt und ich flüchte. In meinem Kopf entsteht ein Bild: Der Becken schlagende Affe auf dem Dreirad, der im Kreis fährt .Er stammt aus der Serie die Simpsons.
Hamburg, 5.März 2023-
Es sollte, wie es scheint eine Aussprache oder ähnliches werden. Als Neuling konnte ich mir die Namen nicht alle merken. Nun lege ich mein Entsetzen schriftlich nieder, es hat mir meinen Schlaf geraubt. Mit der friedvollen kleinen Gruppe halte ich Kontakt. Es ist eine sachliche und ruhige Kommunikation möglich. Wenn nicht, bleibe ich einfach zu Hause.