Wieder einmal eine Demo. Es gibt gerade jetzt viele Gründe, um auf die Straße zu gehen. Was mich befremdet ist, dass an den Demonstrationen, die jeden in diesem Land persönlich betreffen, sich durch eine geringe Teilnehmerzahl auszeichnen. Ist es die Angst vor Sanktionen, dass nur wenige Menschen Flagge zu zeigen, um für sich und ihre Familien einzustehen? Liegt es daran, dass es in Hamburg noch zu viele Menschen gibt, die noch Arbeit haben und gut bezahlt werden? Es ist eine friedliche Demonstration des Mittelstandes gewesen, die mit einem Korso am 24. Februar 24 durch Hamburg gefahren ist. Während der Kundgebung haben doch einige das Mikrofon genommen, um Erfahrungen und Erlebtes zu Gehör gebracht, u. a. Handwerk, Landwirtschaft, Pflege und Rentner. Sie haben trotz allen Widrigkeiten, dass der Meinungsfreiheit der Krieg erklärt worden ist, den Mund aufgemacht; Regulierungswahn durch Gesetze verursacht leere Auftragsbücher, hohe Steuerlast, Rezession, Entscheidungen gegen die Bürger, Eingriffe bei den Selbstständigen; so kann es nicht weitergehen. Den Politikern fehlt der Bezug zu unserem Leben. Wir können nicht mehr. Wir suchen das Gespräch mit den Politikern. Da steht auch noch die Sorge um die Zukunft unserer Kinder. Seit Monaten reagieren die meisten Politiker mit Ignoranz auf die noch ruhigen Forderungen ihrer Wähler. Protest kann auch anders aussehen, zeigen gerade aktuelle Bilderaus Brüssel. Wie schnell ein Arbeitgeber nicht mehr zahlen kann, habe ich gerade persönlich erlebt. Meine Lohnforderungen darf ich hintenanstellen. Ich habe als Rentnerin ein paar Stunden gearbeitet, um meine Energiekosten begleichen zu können. Ich wollte mir meine Unabhängigkeit bewahren. Nun habe ich einen insolventen Arbeitgeber, der in einer tiefen Depression steckt. Das Finanzamt hat seine Konten gesperrt, auch er ist Vater von drei Kindern. Eine Geschichte, die auch Dir Mitbürger, schneller passieren kann, als Du denkst. Ich hoffe, ich treffe Dich das nächste Mal mit auf der Straße.
Die Stadtschreiberin