Die Gedanken sind Frei
Nein, heute am Sonntagmorgen weckt mich nicht der Gesang der Vögel, es ist ein Linienbus des HVV, der von der neuen Umleitung wohl nicht informiert wurde. Die Bushaltestellen im Alten Teichweg wurden verlegt. Der Bus hatte sich gegen fünf Uhr morgens verfahren und hat in der kleinsten Straße im Quartier, versucht zu wenden. Das war ein Schauspiel. Der Busfahrer hatte wohl keine Ortskenntnisse und hat mir leid getan. Vor ein einigen Wochen bin ich mit einem polnisch sprechendem Busfahrer unterwegs gewesen. Trotz polnisch sprechendem Navi war auch er unsicher und ist falsch abgebogen. Ich bin unversehrt angekommen und es wurde sichtbar, Lösungen wachsen aus Kompetenzen; er konnte sehr gut fahren. Während mein Kaffee durchläuft merke ich, wie müde ich bin von den Menschen. In den Medien ist zu lesen, dass ein Löwe ein Wildschwein ist, sich unser ins Wasser gefallener Sommer als Dürre entpuppt und die sich gut entwickelnde Marktwirtschaft veranlasst die BILD Zeitung, einen Brandbrief an den Kanzler zu schreiben. Weiter wird mir vermittelt, dass Verzicht ein Privileg ist. Mit mir ist kein Politiker in medias res gegangen, um diese Aussage zu erklären und zu diskutieren. Die Fülle der Meldungen in den Medien und die Schnelligkeit ihrer Verbreitung scheint doch einige Menschen sehr zu überfordern; gefühlt sorgt es bei vielen Menschen für einen „seelischen Knacks“, sie verlieren ihren inneren Kompass. In Hamburg beträgt die Wartezeit für einen Therapieplatz mittlerweile ein Jahr. Es ist erschreckend. Ein Bekannter hat mich gefragt, ob ich mit ihm zum CSD gehen würde. Dankend habe ich dies verneint. Ich bin verunsichert durch diesen sprachlichen „Schluckauf“ und würde eventuell „gesteinigt“ werden. Es ist auch nicht meine Party. Auch habe mich noch nicht von den angeschauten Dokumentationen über das Leben im falschen Körper erholt. In meinem Umfeld habe ich zwei Personen, die als Hermaphroditen geboren wurden. Die Altere hat sich, nach dem die Diagnose gestellt worden ist, im Ausland operieren lassen. Sie nimmt Medikamente und ist mittlerweile äußerst depressiv, untergetaucht. Glücklich hat sie es nicht gemacht. Ich vermag es mir nicht vorvorstellen, wie unsäglich die Gefühlen und Qualen sein müssen, wenn man feststellt, nicht im richtigen Körper geboren zu sein. Den Schritt, das Geschlecht operativ anzugleichen, ist sicherlich kein leichter, auch bedeutet es Medikamente bis zum letzten Atemzug. Es will gut bedacht und überdacht sein. In der Haut eines Therapeuten möchte ich auch nicht stecken. Es ist nicht die Aufgabe eines Therapeuten seinem Klienten das gesteckte Ziel auszureden. Er ist auf seinem Weg lediglich ein Begleiter. Nur so kann ich mir die derzeit vielen positiven Gutachten für eine Operation erklären. Eltern lieben ihre Kinder und möchten, dass sie glücklich sind. Liegt es vielleicht auch an der fehlenden Toleranz? Trotz Vorschriften durch unsere Gesetze wird die Welt doch nicht auf einmal toleranter! Meine Meinung ist: das Wort würde es in unserer Sprache gar nicht geben, wäre sie ein gelebtes Prinzip! Ich weiß, wovon ich spreche. Ich war „nur“ ein Mädchen. Es hat mich für mein Leben stark gemacht. Männern macht auch heute noch eine starke Frau Angst, es sei denn, sie steht hinter ihnen. Frauen als Handwerksmeister in einem Männerberuf stehen heute noch unter dem Verdacht, sie sind lesbisch. Als Mutter mit schmalem Geldbeutel haben meine Söhne auch rosa getragen.. Sie hatten Puppenwagen und Lego. Das fehlende Verständnis von Nachbarn und Freunden wurde mir immer auf das Butterbrot geschmiert. Meine Söhne wurden bedauert. Ich hätte noch Beispiele ohne Ende. Es ist eine Form von Missbrauch. Das möchte Keiner, der sich am be-und verurteilen beteiligt, nicht hören. Wie lange bitte ich innerlich, wenn ich diesem Schwachsinn begegne:“Herr, lass Hirn vom Himmel regnen, so dass Menschen nicht mehr ausweichen können.“Leider wurde ich nicht erhört. Die Schwulen und Lesben in meinem Umfeld wünschen sich immer noch die Gleichstellung und Akzeptanz in unserer Gesellschaft, halt, wie Heteros. hoffe nur, dass jene, die sich operativ einer Geschlechtsumwandlung unterziehen, dass sie die Folgen lange genug bedacht haben. Meine Gedanken sind niedergelegt. Ich hoffe, dass unsere Bürgermeister, die auf dieser CSD Party zugegen gewesen sind, auch ihren Spaß gehabt haben. Eine Kanne Tee steht dampfend vor mir, Das Lembas Brot ist fertig, Kerzen und Räucherstäbchen sind angezündet und ich tauche jetzt ab in Tolkien´s Welt; in eine Geschichte, die von einem gemeinsamen Kampf gegen das Böse für eine bessere Welt in Frieden erzählt. Ahoi.

Von Maren