Während der Mahnwache an der MUK in Lübeck, zeigte sich in einer Regenpause, ein schöner Regenbogen. Ein Gesprächspartner erwähnte kurz die Sage, und dass am Ende eines Regenbogens ein Schatz liegen würde. Ich musste ein wenig schmunzeln; wie dieser Schatz für mich aussehen sollte, weiß ich. Eine Forderung der Bürger lautet:“ Bessere Renten, Absenken des Renteneintrittsalters“. Ich kann als Rentner heute für mich selbst sprechen. Das Leben in Deutschland ist für viele Rentner nicht mehr fair. Hinzu kommt das vermittelte Gefühl von Politik und Medien, nicht schnell genug sozialverträglich abzuleben. Die Aussagen junger Politiker, dass Rentner Schuld an der wirtschaftlichen Misere und den Klimawandel sind, würden diese Forderungen rechtfertigen. Ich bin sachlich, ohne Bitterkeit und Emotionen. Diese Forderungen sind anmaßend und zeugen von fehlender Kenntnis der Sozialpolitik der letzten Jahrzehnte. Keiner von ihnen hat je so hart und lange gearbeitet, wie meine Generation oder die Generation meiner Eltern. Ich habe in meinem langen Arbeitsleben für jeden Job, in die Rente und anderen Sozialversicherungen eingezahlt; so will es der Generationenvertrag. Meine Mutter hat sich ihre Rente noch auszahlen lassen können. Heute geht das schon lange nicht mehr. Unfair ist es geworden, als die SPD rückwirkend alle abgeschlossenen Zusatzrentenverträge mit Steuern belegt hat. Heute bleibt nur noch ein lächerlicher Betrag übrig. Mitte der neunziger Jahre, im letzten Jahrhundert, habe ich mit einer Kollegin ausgerechnet, welche Summe wir schon in die Rentenversicherung eingezahlt haben. Hätten wir selbst das Geld angelegt, wären wir schon im Besitz eines eigenen und bezahlten Einfamilienhauses. Meine Kollegin ist nach der Berechnung ausgewandert und hat nie wieder im Gesundheitswesen gearbeitet. Ich bin geblieben und habe lang und schmutzig erfahren, dass mir als Pflegekraft keine Wertschätzung entgegengebracht wird und moralische Erpressbarkeit zum Arbeitsleben dazu gehört; eine halbe Schicht geht noch…Als Rentner ist es nicht anders. Meine Hausärztin wünschte mir noch ein paar schöne Jahre, als ich aus gesundheitlichen Gründen, vorzeitig in Rente gehen musste. Bei Rentnern wird eingespart, viele sind mittlerweile arm. So sieht Wertschätzung für Lebensleistung heute aus. DIE Ergebnisse deiner Arbeit darfst du heute im Müll suchen. Anfangs bin ich auf die Mütter sauer gewesen, die diese Kinder in unserer Gesellschaft erzogen haben; es ist ein Teil von Erziehung. Die andere Prägung erfolgt durch das Umfeld. Das ist unfair. Danach folgte die Phase: wenn einer dieser Generation auf der Straße liegt und der Hilfe bedürfen würde; ich würde sie einfach liegen lassen. Es ist eine Generation, die gedankenlos alles verschmutzt, nicht gelernt hat Verantwortung zu übernehmen, weil sie es nicht gelernt haben. Alle Anderen haben Schuld; ständig eine Flasche Wasser am Hals. Danach konnte ich ihnen vergeben. Ich habe mir nichts vorzuwerfen, da ich aufrichtig, authentisch und realistisch gewesen. Nun hoffe ich, dass es die Pille zum sozialverträglichen Ableben zumindest kostenfrei geben wird. Gelernt habe ich, dass es Karma wirklich gibt. Bis dahin sitze ich am Fluss und warte, dass die Leichen vorbei schwimmen. Den Überlebenden wünsche ich, dass sie am Ende des Regenbogens einen Topf finden, angefüllt mit Frieden und Menschlichkeit. Es ist meine neue Definition für schönes Leben.
Die Stadtschreiberin