Das altersschwache Demofahrzeug und ein neuer Anhänger rollen wieder auf den uns zugewiesenen Platz in der Mönckebergstraße. Heute teilen wir den Platz mit einer Truppe, die Leichtathletik und Tanz darbietet und einer Gruppe Punker. Sie feiern mit handgemachter Musik, dass sie gegen Faschismus sind. Wir werden kontrolliert, denn wir haben eine Genehmigung. Beim Aufbauen des Equipments stellen wir fest, der Stromgenerator wurde gestohlen. Unser Entsetzen sitzt tief. Die LKW Plane ist auch schon mehrfach aufgeschlitzt worden. Während des Aufbaus höre ich den „frommen“ Wunsch:“Hoffentlich fallen dem Dieb beide Hände ab!“Glücklicherweise sind wir Lösungsorientiert unterwegs. Leider schmerzt der Verlust und reißt ein großes Loch in die „Zwiebelleder“. Demo Hamburg gibt nicht auf, trotz des leeren Spendenkontos. Die vorbereiteten Fragen zu Hamburgs Politik stoßen wieder schnell auf reges Interesse. So bleibt nicht viel Zeit zum Nachdenken. Die „Lunten“ sind bei einigen Bürgern sehr kurz; andere sind geprägt von tiefer Hoffnungslosigkeit. Der Austausch tut den Bürgern gut. Viele bedanken sich, vor allem für unseren Wunsch nach Frieden. Geduldig erklären wir den Neuwählern u.a. Begriffe, wie Souveränität, die Anliegen von WHO und EU, u. v.a. mehr. Wir holen das in der Schule versäumte gerne nach. Wir hören von der SPD Studie über den Rechtsruck in Deutschland.“Rechtsruck“? Die „Experten“ sind sich einig, es läge am Populismus. Die 400 Seiten müssen wir noch lesen. Wir hören von der Verärgerung, dass das Bürgergeld höher bemessen wird, als die Renten in unserem Land. Mitgeteilt wird auch das Unverständnis für die großen Veranstaltungen, die Hamburg sich leistet, wie z.B. der Blue Port, oder das Fest zum Tag der Deutschen Einheit. Häme spricht aus den Worten, denn ein Veranstaltungspunkt an dem Tag ist:“Peru tanzt“. Mehrfach wird erzählt, dass die täglichen Nachrichten mittlerweile körperliche Schmerzen verursachen würden. Der „Dauergast“ wird von einem Gesprächsteilnehmer bei der Abgabe seiner Kreuze beobachtet. Er geht auf die Person zu und sagt:“ Du findest alles gut? Du tust mir leid“. So eine Reaktion haben wir auch noch nicht erlebt. Eine Besucherin erzählt von ihrem bedrückenden Dauermobbing bei einem großen Hamburger Arbeitgeber im Medienbereich. Eine Vielfalt an Gesprächen und Themen. Jedem Bürger geben wir mit auf den Weg: “ Wer sich selbst aufgibt, hat verloren“. Es geht um Menschlichkeit und Miteinander. Trotz Sabotage durch Diebe ist es ein erfolgreicher Tag. Es besteht enormer Gesprächsbedarf. Sonntag, am 24.9.23 ist es soweit. Wir veranstalten unsere Demo. Ich gehe fest davon aus, Du bist mit dabei und wir treffen uns um 15 Uhr an der Kunsthalle. Wir danken auch für die Spenden, die jetzt durch euch auf unser Konto fließen. Widerstand ist kostspielig. Wir geben nicht auf! Ahoi, bis Sonntag!
Die Stadtschreiberin