Wehmut ist ein nur noch selten genutzter Begriff. Für mich ist er gerade passend. Ich habe in den Medien die Aussage von Herrn Hofeiter /Grüne und Herrn Röttgen /CDU gelesen, die die Wahl des neu gewählten Präsidenten in der Slowakei auf ihre ureigenste Art, bewertet haben und Forderungen an die EU stellen. Mich befremdet es sehr. Bürger der Slowakei haben ihren Vertreter gewählt, der eine für sie wichtige Position eingenommen hat; keine Waffen für die Ukraine. Ich empfinde es als respektlos einem Land und seinem Präsidenten gegenüber. Wann ist das Miteinander aus der Mode gekommen? Es ist ein Ursprungsgedanke der EU gewesen. Seit wann ist es üblich, so miteinander umzugehen? In den Medien lese ich, dass das Ausland Deutschland mittlerweile sehr kritisch betrachtet. Ich habe gelernt, dass nicht mehr miteinander reden eine Form von Kapitulation ist. Der gute Ruf ist dahin. Als Seniorin habe ich die absurde Verkehrung von politischer Verantwortung wahrgenommen. Ich muss es aushalten. Wehmut ist ein stiller Schmerz, der entsteht, wenn man sich an etwas Verlorenes erinnert. Ich erinnere mich, dass vor Jahrzehnten Politiker schon bei kleineren Entgleisungen, zurücktreten mussten. Ich bin weder rechts, noch Putin Versteher, lediglich in einer Demokratie aufgewachsen. Ich habe mich schnell noch einmal im Netz schlau gemacht, ob der Begriff Demokratie eine andere Bedeutung bekommen hat. Mitnichten. Es bedeutet immer noch: Herrschaft des Volkes und ist geprägt durch Legislative, Exekutive und Judikative. Die Staatsgewalt geht immer noch vom Volk aus. Hätte sich etwas geändert, würde ich es doch wohl im Netz finden, oder? Ich würde es schicklich finden, wenn endlich wieder Taktgefühl unser Land repräsentiert. Weiter ist es wichtig, dass man auch miteinander reden und handeln kann, wenn uns mehr verbindet, als der kleinste gemeinsame Nenner. Sollte es dem ein oder anderen an Contenance fehlen, stelle ich mich gerne als Lehrerin zur Verfügung. Jetzt putze ich erst einmal Fenster, damit ich meine Haltung in dieser schwierigen Lage, bewahren kann.
Die Stadtschreiberin